Dieser Artikel erschien am 09.04.2013 in der „BZ“.
Auch die Berliner Zeitung berichtete.
Die Taborkirche ist die Hauptkirche des Sprengels Berlin-Wilhelmshagen und Rahnsdorf. Zu der Taborkirche gehört die Waldkapelle. Dort trug ich am 18.04.2013 meinen Erlebnisbericht „Vom Lehrer zum Hohenschönhausen-Knacki und zurück“ vor. Nachdem bekannt wurde, dass dieser Vortrag geplant war, erfolgten die Schüsse in die Haupteingangstür der Taborkirche.
Eine Warnung? Ein Zufall zu diesem Zeitpunkt nachdem in den 100 Jahren davor so etwas nicht geschehen war? Die telefonische Auskunft der Polizei lautet sinngemäß: Der Täter, ein junger Mann, wurde ermittelt und beging Selbstmord. Die Waffe wurde eingezogen. Für den Vortrag besteht keine Gefahr.
Ob Warnung oder Zufall, der Vortrag fand statt, war gut besucht, verlief ungestört. Alle Fragen zum Vortrag, auch die etwas unbequemen, wurden beantwortet.
Ich hätte es als fair und ganz normal empfunden, wenn die Presse, eventuell an gleicher Stelle, an der über die Schüsse in die Kirchentür berichtet worden war, nun auch über die Hintergründe, die ja am 09.04.2013 noch nicht bekannt waren, berichtet hätte. Zum Beispiel über die Fragen: Wie gelangt ein möglicherweise psychisch labiler, junger Mann an eine Schusswaffe plus Munition? War er vor der Tat aufgefallen? Hätte ihm eine Therapie geholfen? Was war sein Motiv? Hatte er Mittäter?
Aber die Presse schwieg und auch die entsprechenden Mitteilungen im Schaukasten der Kirche verschwanden, ohne Erklärung.
Die Öffentlichkeit, die durch die Zeitungsartikel zur Mithilfe bei der Aufklärung aufgerufen war, wurde noch nicht einmal informiert, dass die Straftat aufgeklärt war.
(c) Wolfgang Gericke | Berlin, 2017